
Rückblick: Tagung «geschichtsdidaktik empirisch revisited»
Am 4. und 5. September 2025 fand in Basel die zehnte Ausgabe der Tagung Geschichtsdidaktik empirisch statt – ein Jubiläum, das die Kontinuität und Relevanz empirischer geschichtsdidaktischer Forschung eindrucksvoll unterstrich. Seit ihrer Gründung hat sich die Tagung als zentrale Plattform für theoriegeleitete, methodisch vielfältige und praxisnahe Forschung im deutschsprachigen Raum etabliert. Die diesjährige Veranstaltung zeigte einmal mehr, wie eng geschichtsdidaktische Forschung mit gesellschaftlichen Entwicklungen, schulischer Praxis und bildungspolitischen Herausforderungen verknüpft ist.
Eröffnet wurde die Tagung von Waldis Monika (Pädagogische Hochschule FHNW), die die Bedeutung empirischer Forschung für die Weiterentwicklung der Disziplin betonte. Die erste Keynote von Andreas Körber (Universität Hamburg) und Paul Zanazanian McGill University, Montréal widmete sich dem Konzept der Reflexivität als Zugang zum historischen Bewusstsein. In einem dialogischen Format wurden zwei Perspektiven auf die Frage entwickelt, wie Reflexivität als didaktisches Prinzip dazu beitragen kann, Lernprozesse zu vertiefen und die Auseinandersetzung mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft lebenspraktisch zu fördern. Die Moderation übernahm Julia Thyroff (Pädagogische Hochschule FHNW)
Die Panels am Donnerstagmorgen thematisierten Geschichtskultur und Kolonialismus sowie digitales historisches Denken. Diskutiert wurden dekoloniale Potenziale, regionale Geschichtskulturen und Einstellungen zur Kolonialgeschichte ebenso wie digitale Lernumgebungen, dokumentarische Unterrichtsforschung und die Schnittstelle zwischen historischem und literarischem Lesen.
Am Donnerstagnachmittag standen Professionalisierungsangebote zur Antisemitismusprävention sowie die geschichtsdidaktische Auseinandersetzung mit digitalen Spielen im Fokus. Die Beiträge reichten von empirischen Studien zur Förderung geschichtsbewusster Empathie bis hin zu methodischen Zugängen zur Analyse interaktiver Narrationen und STEAM-Reviews.
Die zweite Keynote am Donnerstagabend, moderiert von Jonas Schobinger (Pädagogische Hochschule FHNW), thematisierte den digitalen Wandel im Geschichtsunterricht. Marcel Mierwald (Technische Universität Braunschweig) präsentierte empirische Einsichten in die Transformation schulischer Praxis, während Alexandra Krebs (Pädagogische Hochschule Zürich) geschichtskulturelle Debatten im digitalen Raum analysierte.
Am Freitagmorgen wurden digitale Beliefs und Schüler:innennarrative diskutiert. Beiträge beleuchteten Vorstellungen von Lehrpersonen zur Rolle von KI und Virtual Reality im Unterricht sowie die Auswertung von Erzählungen Jugendlicher über ihr Land und deren Bedeutung für die Unterrichtspraxis.
Der Freitagnachmittag widmete sich postmigrantischen Perspektiven im Geschichtsunterricht, professionsbezogener Forschung und der Etablierung langfristiger Forschungspraxis. Diskutiert wurden unter anderem Strategien im Umgang mit kontroversen Themen im Klassenzimmer, die Rolle geschichtsdidaktischer Zeitschriften als Professionalisierungsinstrument sowie interdisziplinäre Konzepte zur nachhaltigen Unterrichts- und Fortbildungsforschung.
Die dritte Keynote von Gerhard Stoel 🟥 (Radboud University) und Monika Waldis (PH FHNW) widmete sich der Verbindung von gesellschaftlichen Fragen und fachspezifischem Lernen. Diskutiert wurden Ansätze zur Förderung transversaler Bildungsziele, zur interdisziplinären Zusammenarbeit und zur Stärkung geschichtsdidaktischer Kompetenzen in der Lehrer:innenbildung. Die Moderation übernahm Martin Nitsche (Pädagogische Hochschule FHNW).
Zehn Jahre Geschichtsdidaktik empirisch – das bedeutet zehn Jahre wissenschaftlicher Austausch, methodische Weiterentwicklung und disziplinäre Selbstvergewisserung. Die Jubiläumsausgabe hat gezeigt: Geschichtsdidaktik ist forschungsstark, gesellschaftlich relevant und zukunftsorientiert. Ein herzlicher Dank gilt dem Organisationsteam der Pädagogische Hochschule FHNW, Präsentator:innen und allen Teilnehmenden für zwei erkenntnisreiche Tage voller Diskussionen, Perspektiven und Impulse.